Deutsche Hockey Zeitung:


WM 2006 Prognose

WM Prognose 17 - 1. Juni 2006

Klaus Kleiter

„Hockey ist Qualität statt Quantität“

Foto © Horstmüller

Fotos: oben - Eine Szene aus seiner Zeit als Bundestrainer, aufgenommen im Januar 1984 beim internationalen Hallenturnier in Bad Neuenahr. Klaus Kleiter weist die damals blutjungen Neu-Nationalspieler Michael Hilgers, Uli Mayer, Hans-Henning Fastrich und Andreas Mollandin (von links) ein.
unten - Klaus Kleiter, ein Liebhaber des klassischen Gesanges. Fotos: Horstmüller, DHZ-Archiv

 

Erster hauptamtlicher Bundestrainer des Deutschen Hockey-Bundes war Klaus Kleiter
Von 1974 an stand der Limburger in den Diensten des DHB. 16 Jahre lang war Klaus Kleiter der verantwortliche Coach der Herren-Nationalmannschaft.

In dieser für solch ein Amt ungewöhnlich langen Zeit führte er die deutsche Auswahl in zahlreiche große Meisterschaften, darunter fünf WM-Turniere (1975 bis 1990). Stetig hielt Kleiter die deutschen Herren in der vorderen Weltspitze, aber große Titelgewinne waren ihm lediglich bei der EM 1978 und mit dem Hattrick bei der Champions Trophy (1986 bis 88) vergönnt. Viele Spieler strebten nach Mehr, es kam im Oktober 1990 zu einer Revolte der A-Kader-Angehörigen. Gegen den Willen des DHB-Präsidiums wurde Klaus Kleiter sein Traineramt los. Der Studienrat ging zurück in den Schuldienst, unterrichtet Latein/Sport.

 

Frage 1

Werden Sie selbst (und wie oft bzw. an welchen Tagen) bei der WM in Mönchengladbach sein?

Einen Tag werde ich auf jeden Fall mit ein bis zwei Bussen von Schülern meiner Schule in Mönchengladbach verbringen; außerdem werde ich mir die Spiele der deutschen Mannschaft sowie die Halbfinal- und Finalspiele ansehen. Ich hatte während des Osterturniers die Gelegenheit, das neue Hockeystadion zu besuchen, und konnte mich davon überzeugen, dass das Stadion allein schon für jeden Hockeyinteressierten eine Reise wert ist.

 

Frage 2

Was erwarten Sie von der Turnierveranstaltung?

Wie bei jeder Hockey-Großveranstaltung erwarte ich zunächst einmal großartigen Sport und faire Spiele, die bei meinen Schülern nachhaltige Eindrücke hinterlassen. Ich persönlich freue mich besonders, viele Freunde aus Deutschland und aus aller Herren Länder wiederzusehen, und das alles ohne den früheren Stress der Verantwortung.

 

Frage 3

Wer ist Ihr Favorit auf den Hockey-Weltmeistertitel 2006?

Es verlangt sicherlich keine besondere Kenntnis des internationalen Hockeygeschehens, wenn man Australien, Spanien, die Niederlande und Deutschland zu den Top-Favoriten zählt. Ich meinerseits würde mich freuen, wenn auch Pakistan und Indien noch mitmischen könnten, da ihre Spielweise – wenn sie erfolgreich ist – an Attraktivität nichts zu wünschen übrig lässt.

 

Frage 4

Wie hoch ist die Chance, dass die deutsche Mannschaft ihren 2002 gewonnenen Titel erfolgreich verteidigen kann? Und auf welchem Platz wird sie die WM 2006 abschließen?

Deutsche Mannschaften haben bei ähnlichen Großveranstaltungen im eigenen Land immer sehr gut abgeschnitten (Olympische Spiele 1972 München; Europameisterschaft 1978 Hannover). Wenn die Mannschaft in Mönchengladbach – ähnlich wie in München und Hannover – von einer uneingeschränkt positiven Welle des Zuschauervertrauens getragen wird, hat sie sehr gute Karten, ihren Titel zu verteidigen. Die technisch-taktisch- konditionellen und mentalen Voraussetzungen dürfte sie besitzen.

 

Frage 5

Wie kann die Hockey-WM 2006 für die Popularisierung unserer Sportart in Deutschland genutzt werden?

Diese immer wieder auftauchende Frage nach der Popularisierung unserer Sportart ist eine Frage, die nach Quantität forscht und nicht nach Qualität. Die Sportart Hockey hat sich seit der Verlagerung auf den Kunstrasen in technisch-taktischer Hinsicht wie keine zweite Ballsportart entwickelt. Dass sie dennoch – was die Zuschauermassen angeht – dem in sportlicher Hinsicht weit hinterher schleichenden Fußball nicht das Wasser reichen kann, liegt an der Tatsache, dass Hockey als eine Sportart charakterisiert werden muss, die nur auf hohem und höchsten Niveau zuschauerattraktiv ist. Sie strahlt jedoch einen sehr hohen Reiz auf denjenigen aus, der sie selbst ausübt – egal auf welchem Niveau. Wenn also das Stadion in Gladbach mit 15.000 hockeybegeisterten Zuschauern immer gut gefüllt ist und diese Zuschauer durch Leistungen auf höchstem sportlichen Niveau zufrieden gestellt werden, wird diese Veranstaltung eine Ausstrahlung haben, die – weit entfernt von dem unerträglichen „Gedöns“ um die Fußballweltmeisterschaft – in die Richtung „Qualität statt Quantität“ zielt.

 
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Hinweis

Das Jahr 2006 mit dem deutschen WM-Heimspiel in Mönchengladbach hat begonnen. Bis zur Weltmeisterschaft im September wird sich jede Woche ein anderer Hockeyexperte mit seiner Prognose in der DHZ zu Wort melden.

Die Fragen werden immer die gleichen fünf sein, die Antworten fallen sebstverständlich unterschiedlich aus. Aber darin liegt ja gerade der Reiz.

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