Mit blauem Auge davongekommen
Wackeliger 3:2-Sieg gegen Schottland / Siegtor sechs Minuten vor Schluss
Das war knapp. Im zweiten Gruppenspiel bei der U18-Europameisterschaft in Nivelles/Belgien wären die deutschen Jungs am Dienstag gegen Schottland fast gestrauchelt. Einen 1:2-Halbzeitrückstand konnten sie erst sechs Minuten vor Schluss in einen 3:2-Sieg umwandeln. Die Tore für das Team des vom insgesamt schwachen deutschen Auftritt wenig erbauten Bundestrainers Andreas Höppner schossen Felix Fennemann, Mats Grambusch und Max Brors. Sollte im Anschluss (ab 14 Uhr) England gegen Polen gewinnen, wäre der Halbfinaleinzug der DHB-Auswahl schon vor dem letzten Gruppenspiel am Mittwoch (14 Uhr gegen England) gesichert.
Es ging gut los. Zu gut, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Schon in der 2. Minute stach Felix Fennemann eine scharfe Vorlage von Timo Blobel ins schottische Netz – 1:0. Zwei Minuten darauf gab es nach Stockfoul im schottischen Kreis einen Siebenmeter. Blobel ließ die gute Chance zum 2:0 durch einen „sehr kläglich“ (Teammanager Oliver Zeißner) geschossenen Siebenmeter aus. Danach kippte die Partie. Während das deutsche Team sich immer noch im Glauben wähnte, den am Vortag 0:6 gegen England unterlegenen Gegner locker wie in den ersten vier Minuten an die Wand spielen zu können, hatten sich die Schotten nach ihrem Fehlstart nun gefangen und setzten erste Nadelstiche gegen den Favoriten. Bis zur 31. Minute erspielten sie sich drei Strafecken, wovon die erste (12.) und dritte (31.) saßen. Da Deutschland seine erste Ecke (33.) ungenau ausspielte, ging mit mit 2:1 für Schottland in die Kabine.
Genervt von der eigenen Leistung und von einem unzufriedenen Bundestrainer in der Pause angepiekst, gingen die deutschen Spieler in den zweiten Durchgang. Im Minutentakt gab es sogleich brenzlige Situationen vor dem schottischen Tor. Erst zischte die zweite deutsche Ecke knapp vorbei (36.), dann verfehlte Mats Grambusch das leere Tor (38.), ehe der Gladbacher seinen Fauxpas mit dem 2:2 (41.) nach Linksangriff wieder gutmachen konnte. Das mögliche schnelle Führungstor fiel nicht, weil auch bei der dritten Ecke die Hereingabe mangelhaft war (43.). Kurz danach bewahrte Torwart Felix Reuß seine Mannschaft bei einem schottischen Konter tollkühn vor dem Rückstand (46.). Wenig später brauchte der deutsche Keeper auch Glück, als bei einer Dreierserie an gegnerischen Ecken die dritte an die deutsche Latte klatschte (48.) und die Schiedsrichter anschließend beim erfolgreichen Nachschuss des schottischen Spielers einen Regelverstoß (Ball über Schulterhöhe gespielt) erkannten. Auf der Gegenseite hatte später Philipp Bormuth bei der fünften Ecke Pech (59.).
Langsam aber sicher lief den Deutschen die Zeit davon. Wie eine Erlösung war es dann für die Bank, als Max Brors nach Vorlage von Philipp Peisert per Stecher zum 3:2 traf (64.). Die eingeplanten drei Punkte waren aber erst im Sack, als Reuß ganz stark die siebte und letzte Ecke der Schotten mit Schlägerabwehr zunichte gemacht hatte (65.).
„Der Bundestrainer hatte es schon knapp vor dem Spiel geahnt, dass das heute einen Murks geben könnte, weil er bei unseren Spielern nicht die nötige Spannung sah. Und genau so ist es gewesen“, meinte Oliver Zeißner, der seiner Mannschaft „auch Arroganz“ unterstellte. „Wenn wir vor den drei schweren nächsten Spielen nicht den Schalter umlegen können, dann gewinnen wir hier nichts und fahren als Vierter nach Hause. Heute sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen“, war die Teamleitung trotz des zweiten Sieges ungehalten.
Heute nicht zum Einsatz kamen TW Christopher Stubbe und Nico Weging. Der am Vortag noch kranke Julian Altenrath konnte eingesetzt werden.
Tore:
1:0 Felix Fennemann (2.)
1:1 Schottland (E, 12.)
1:2 Schottland (E, 31.)
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2:2 Mats Grambusch (41.)
3:2 Max Brors (64.)
Strafecken:
Deutschland 4 (kein Tor) / Schottland 7 (2)
Siebenmeter:
Deutschland 1 (Blobel verschießt/4.)
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