Nach 14-Tore-Spektakel im Endspiel
Deutschland schlägt Spanien im torreichsten Halbfinale der EM-Geschichte mit 8:6
15.07.2023 - Im torreichsten Halbfinale der Geschichte der U18-Europameisterschaften zogen die deutschen Jungen am Samstag mit einem 8:6 (3:1) über Spanien ins Endspiel der 12. Europameisterschaften in Krefeld ein. Gegner im Finale (Sonntag, 14.30 Uhr) ist Belgien, das im ersten Halbfinale die Niederlande nach 2:2-Unentschieden im Shoot-out mit 3:2 geschlagen hatte. Gegen Belgien hatte die DHB-Auswahl im Gruppenspiel mit 2:3 verloren.
Der Torreigen begann schon nach 57 Sekunden, als sich die deutsche Abwehr bei einem langen spanischen Schlenzball verschätzt hatte und der Ball über die rechte Grundlinie vor den Kasten von Keeper Julijan Cerkez kam, der dann gegen Andrés Medina das Nachsehen hatte. Vom Fehlstart erholte sich die deutsche Mannschaft recht bald. Schon nach wenigen Minuten hatte man eine spielerische Hoheit erlangt. Das Pressing der Deutschen führte zu ersten Chancen, aber erst 20 Sekunden vor Ablauf des ersten Viertels auch zum Erfolg, als Ben Hasbach geschickt für Justus Warweg auflegen konnte, der den Ausgleich herstellte.
Und es ging zu Beginn des zweiten Viertels gleich gut weiter für die DHB-Auswahl: Über links kam der Ball in den Kreis, wo George Muhle eiskalt vollendete. Nachdem Hasbach und Scholz noch knapp das 3:1 verpasst hatten, drückte Nicolaus Hansen die erste (und einzige) deutsche Strafecke im Nachschuss an den Pfostentreffer von Hasbach über die Linie. Mit dem 3:1 ging es in die Halbzeit.
Mit hoher Effektivität im gegnerischen Kreis begann Deutschland auch das dritte Viertel. Nach starker Vorarbeit vom wieder genesenen Kapitän Benedikt Geyer setzte Jonas von Gersum den Nachschuss zum 4:1 in den Kasten. Es folgte eine spanische Eckenserie, aber gleich vier Versuche lief die deutsche Abwehr gekonnt ab. Und vorne erhöhte Muhle mit seinem zweiten Treffer nach Linksflanke zum 5:1. Aber der Gegner hatte sich trotzdem noch nicht aufgegeben. Ton Moran ließ kurz vor der letzten Viertelpause noch das 2:5 folgen.
War es mit sieben Treffern bereits ein torreiches Spiel, so sollte die letzte Viertelstunde dem Ganzen noch die Krone aufsetzen. Erst erhöhte Geyer nach wunderbarem deutschen Rechtsangriff auf 6:2, dann zückte der niederländische Schiedsrichter van der Nat gegen den deutschen Verteidiger Jonas Cofalla erst die gelbe und dann sogleich die rote Karte. Cofalla hatte in der ersten Hälfte schon Gelb gesehen und wurde nun Opfer eines eigentlich harmlosen Abstands-Vergehens im Mittelfeld. Lange 12 Minuten musste Deutschland in Unterzahl überstehen. Spanien verkürzte durch eine Ecke von Ernest Elies sogleich auf 3:6.
Nach langen und präzisen Schlenzbällen (meist von Kossel) kam die DHB-Auswahl immer wieder zu Konterchancen gegen den verständlicherweise sehr offensiv orientierten Gegner. Einen solchen Konter nutzte Warweg nach feiner Einzelleistung über die linke Seite zum 7:3. Die deutsche Freude dämpfte Spanien durch Medina aber keine 30 Sekunden später, und kurz danach verkürzte Pau Gesti Soler per Siebenmeter auf 5:7. Noch fünf Minuten zu spielen, und der Vorsprung war inzwischen nicht mehr komfortabel. Spanien nahm nun seinen Torhüter heraus und stürmte mit zwei Feldspielern mehr. Das Risiko lohnte sich nicht. Nach einem im Mittelfeld abgefangenen Ball wurde Ben Hasbach auf Reisen geschickt. Sein Empty-net-Goal zum 8:5 sollte zwei Minuten vor Ende endgültig die Fahrkarte ins Finale ein, auch wenn Elies mit einem Stecher gegen den seit dem Siebenmeter im deutschen Kasten befindlichen Jasper Ditzer noch das 14. Tor dieses verrückten Spiels gelang.
„Ein Wahnsinnsspiel vor einer richtig coolen Kulisse hier beim CHTC. Wir hatten ein paar Probleme zu meistern. Das erste war der Ausfall von Johann Wehnert schon im Warmup. Mal sehen, ob wir ihn bis morgen wieder fitbekommen. Dann macht es Spanien gleich gut mit dem 0:1, aber wir haben uns danach gut ins Spiel gekämpft. Was die Jungs dann gespielt haben und wie sie sich gegen die ganzen Widerstände gewehrt und immer wieder mutig nach vorn gespielt haben, das war schon was ganz Besonderes und werden sie nicht oft in dieser Form erleben. Jetzt haben wir ein schönes Finale und werden erstmal unsere Kräfte sammeln“, kommentierte Bundestrainer Peter Maschke das Spiel.
Bei einem Hearing mit den EHF-Offiziellen wird im Lauf des Nachmittags geklärt, ob Jonas Cofalla nach seiner gelb-roten Karte tatsächlich für das Endspiel gesperrt ist oder eventuell doch noch zum Einsatz kommen kann.
Tore:
1:0 Andrés Medina (1.)
1:1 Justus Warweg (15.)
1:2 George Muhle (17.)
1:3 Nicolaus Hansen (E, 24.)
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1:4 Jonas von Gersum (33.)
1:5 George Muhle (43.)
2:5 Ton Moran (44.)
2:6 Benedikt Geyer (47.)
3:6 Ernest Elies (E, 49.)
3:7 Justus Warweg (52.)
4:7 Andrés Medina (52.)
5:7 Pau Gesti Soler (7m, 55.)
5:8 Ben Hasbach (58.)
6:8 Ernest Elies (59.)
E: 6 (1) / 1 (1)
7m: 1 (1) / 0
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